Dänemarks „Mink-Gate“: 5000 Tonnen tote Nerze

Als der Landwirt Karsten Dahl Schmidt im November 2020 auf einen Baum klettert, um zwischen Nadelzweigen auf das Nachbargrundstück zu spähen, will er es noch immer nicht wahrhaben. Seit dem Vorabend, einem Samstag, laufen Menschen in weißen Schutzanzügen und Atemmasken über das karge Gelände, das der dänischen Militärverwaltung untersteht. Krachend graben sich Baggerschaufeln in den sandigen Boden und heben bei Scheinwerferlicht meterlange Gräben aus. Eine Szene wie aus einem Thriller, so unwirklich, selbst als Dahl Schmidt im Baumwipfel zum Handy greift und anfängt, das Treiben gleich neben seinem Feld zu filmen.

„Ich bin zehn bis fünfzehn Meter einen Baum hochgeklettert, um zu sehen, wie Massengräber für die Nerze ausgehoben werden“, spricht Dahl Schmidt in sein Telefon und schwenkt über das von Erdwällen durchzogene Areal: „500 Meter von meiner Wasserpumpanlage entfernt, die ich für mich, meine Familie und meine Tiere nutze.“ Der 29-jährige Landwirt aus Westjütland postet sein Video bei Facebook. Dort wird es binnen kurzer Zeit mehr als 2300-mal geteilt – eine beachtliche Anzahl in Dänemark mit seinen 5,8 Millionen Einwohnern. Während das Video in den darauffolgenden Tagen durch die sozialen Netzwerke wabert, Medien in aller Welt über mutierte Coronaviren auf niederländischen und dänischen Nerzfarmen berichten und sich Dänemarks Regierung vor Parlament und Nerzzüchtern rechtfertigen muss, wann und warum sie über die Massenkeulung von insgesamt rund 17 Millionen Tieren entschieden hat, ob nun infiziert oder nicht, versorgt Dahl Schmidt weiter Vieh und Felder. Und wartet.


Als der Baggerlärm nicht mehr aufhörte, kletterte Landwirt Karsten Dahl Schmidt auf einen Baum, um zu sehen,was auf dem Nachbargrundstück passiert.
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Bild: Stine Rasmussen


Darauf, dass sich irgendein Behördenvertreter bei ihm meldet, ihn über ihr Vorgehen und mögliche Risiken aufklärt. Aber das passiert nicht. Weder vor dem Ausheben der Gräber im November 2020 noch als Verwesungsgase die Tierkadaver bald darauf wieder an die Oberfläche drücken. Bis heute kann Dahl Schmidt nicht genau sagen, was sich nebenan in und über der Erde abspielt. Obwohl es große Umweltbedenken gibt, seit die Nerze rasch getötet und verscharrt wurden. Davon weiß Dahl Schmidt nur aus der Presse. Es scheint, als wolle man ihn, den direkt betroffenen Anwohner, in dem inzwischen als „Mink-Gate“ bezeichneten Politkrimi zum duldsamen Statisten machen. Es ist eine Rolle, die Dahl Schmidt nicht gefällt. Den jungen Landwirt findet man im Januar 2023 am Ende einer unbefestigten Straße, beim Hochdruckreinigen seiner Kuhställe. Den abgelegenen Hof in Westjütland hatte Dahl Schmidt erst im Herbst 2019 gekauft, kurz bevor in 8000 Kilometer Entfernung die globale Krise ihren Lauf nahm, als in der chinesischen Metropole Wuhan mehrere Fälle einer seltsamen Atemwegsinfektion gemeldet wurden.

Furchterregende Viren aus dem „Cluster 5“

In Dänemark, dem bis dato größten Nerzfell-Exporteur der Welt, sprang der Erreger im Sommer 2020 vom Menschen auf den Nerz über – und auch zurück. Als in Jütland immer mehr solcher Infektionen auftraten, beschloss die dänische Regierung im Oktober zunächst, die Bestände auf infizierten Nerzfarmen und die in näherem Umfeld keulen zu lassen. Im November verschärfte Kopenhagen diese Entscheidung und ordnete die Keulung aller Nerze auf den über 1100 Farmen im Königreich an. Es ist vielleicht das Ende eines knapp hundert Jahre alten Gewerbes, das zuletzt auch höchst umstritten war. Eigentlich hatten die Veterinärbehörden geplant, die infizierten Nerze einzuäschern. Weil die dafür vorgesehenen Verbrennungsöfen aber nicht die benötigten Kapazitäten hatten, wurden etwa vier Millionen Tiere an zwei Standorten in Westjütland vergraben. Einer dieser Plätze liegt in Holstebro, einer Gemeinde mit einer Fläche so groß wie Hamburg für nur 59.000 Einwohner. Dort verwesen nun 5000 Tonnen Nerz, in drei Meter breiten Gräben auf Dahl Schmidts Nachbargrundstück.

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