Feuersturm walzte einst alles Leben nieder

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Der Supervulkan der phlegräischen Felder sorgt mit Endlos-Beben für Angst. Wissenschaftler glauben, dass er bei einer Eruption in der Eiszeit das Aussterben der Neandertaler besiegelt haben könnte.

Pozzuoli – Es vergeht kein Tag, an dem unter dem Supervulkan der Phlegräischen Felder im Süden Italiens nicht die Erde wackelt. Am Mittwoch (10. April) wurden innerhalb von 24 Stunden über 60 Erdstöße registriert. Wissenschaftler gehen davon aus, dass der Supervulkan früher oder später ausbricht. Es könnte jederzeit passieren. Welche kolossalen Katastrophen die phlegräischen Felder verursachen können, zeigt ein Blick in die Hunderttausende Jahre alte Geschichte des Kraterfeldes.

Der Monte Nuovo ist der Krater des letzten Ausbruchs der Phlegräischen Felder © Nino Rossi/Facebook

Die Sonnenuntergänge im heutigen Deutschland waren vor 39.500 Jahren sehr romantisch: Das Zentralgestirn unseres Planetensystems verabschiedete sich jahrelang täglich in einer tiefroten Abenddämmerung. Doch die Temperaturen waren bitterkalt, als die letzten Neandertaler in Mitteleuropa verzweifelt auf Nahrungssuche waren. Ein gigantischer Vulkanausbruch hatte 1000 Kilometer weiter südlich die Sonne verdunkelt. Und dafür gesorgt, dass die Neandertaler endgültig ausstarben. Davon sind jedenfalls einige Paläontologen überzeugt.

Supervulkan-Ausbruch in der Eiszeit: Feuersturm walzte alles Leben im Umkreis von 70 Kilometern nieder

Damals war der Supervulkan der Phlegräischen Felder, in denen heute die Hafenstadt Pozzuoli liegt, in einer der größten Vulkanausbrüche der Erdgeschichte ausgebrochen. 80 bis 150 Kubikkilometer Lava, Bimssteine und Asche wurden ins Freie befördert. Es entstand ein riesiger, bis zu 20 Kilometer breiter Krater. Pyroklastische Ströme aus 700 Grad heißem Gas und Asche vernichteten im Umkreis von 70 Kilometer jedes Leben.

An der gegenüberliegenden Bucht des Golfes von Neapel wurden bei Sorrent an der Küste in 30 Kilometern Entfernung 50 Meter hohe Tuffschichten abgelagert. Wissenschaftler nennen die Ablagerungen Kampanischer Ignimbrit, benannt nach der Region Kampanien mit der Hauptstadt Neapel, in der die phlegräischen Felder liegen und dem lateinischen Wort für „Feuerregen“.

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Der Supervulkan der Phlegräischen Felder soll das Aussterben der Neandertaler beschleunigt haben.
Die Nachbildung eines Neandertalers im Neanderthal-Museum in Mettmann. © Federico Gambarini

Die Asche des gigantischen Vulkanausbruchs, erreichte die Kyrenaika in Libyen und den Norden Ägyptens, zog bis nach Syrien, die Türkei, Georgien, den Süden Russlands und Kasachstan und fiel dort zu Boden. Doch es gab noch feinere Aerosole, die sich in der Atmosphäre verteilten und die Sonne verdunkelten. Die Abkühlung in diesem sogenannten „vulkanischen Winter“ war zwar in Osteuropa und Asien am stärksten, doch auch in Westeuropa. Die Temperaturen gingen während ein, zwei Jahren um zwei bis vier Grad zurück.

Die Vulkanasche wurde von Italien bis nach Kasachstan und Sibirien verfrachtet

Ein Forscherteam um Benjamin Black von der University of California in Berkeley veröffentlichte 2015 eine Studie im Fachmagazin Geology, der zufolge der Supervulkan das Ende der Neandertaler mit einem Vulkanwinter herbeigeführt haben könnte. Russische Wissenschaftler kamen 2023 zu einem ähnlichen Ergebnis. Die Population der Neandertaler war vor 39.500 Jahren schon stark zurückgegangen. Die Neandertaler hatten nämlich das Problem, dass ihre Widersacher der Gattung Homo Sapiens, die Vorfahren des modernen Menschen, sich einfach schneller fortpflanzten. Dann kam der von den phlegräischen Feldern verursachte Umweltstress hinzu.

„Wir stellen fest, dass der Höhepunkt der Abkühlung und Säureablagerung ein bis zwei Jahre andauerte und dass die stärkste Abkühlung an den Bevölkerungszentren der Homininen in Westeuropa vorbeiging“, heißt es. Zwar schränken die Wissenschaftler eine: „Wir kommen zu dem Schluss, dass die Umweltauswirkungen des kampanischen Ignimbrit-Ausbruchs allein nicht ausreichten, um den endgültigen Untergang der Neandertaler in Europa zu erklären.“

Es wurde in Mitteleuropa jahrelang bis zu vier Grad kälter

Aber: „Dennoch könnte die erhebliche Abkühlung des Vulkans in den Jahren unmittelbar nach dem Ausbruch die Lebensfähigkeit bereits prekärer Populationen beeinträchtigt und viele Aspekte des täglichen Lebens von Neandertalern und anatomisch modernen Menschen beeinflusst haben.“ Die Neandertaler jagten Rentiere, Wildpferde oder Wisente und sammelten essbare Pflanzen, Beeren und Wurzeln. Kälteres Klima dürfte das Nahrungsmittelangebot verkleinert haben. Auch die Kälte war ohne Behausungen ein großer Stressfaktor. Sie lebten in Höhlen oder primitiven Zelten.

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Der Pinatubo ist der schwerste Vulkanausbruch seit 150 Jahren weltweit.
Der gigangtische Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen 1991 war im Vergleich zu dem der phlegräischen Felder vor 39.500 Jahren klein. © IMAGO

„Diese Katastrophe zerstörte nicht nur auf drastische Weise die ökologischen Nischen der Neandertalerpopulationen, sondern verursachte außerdem deren physische Vernichtung“, so die Forscher Liubov Golovanova und Vladimir Doronichev vom ANO Laboratorium für prähistorische Forschung in Sankt Petersburg nach der Untersuchung vulkanischer Aschespuren in einer Neandertaler-Höhle im Kaukasus. Die Forscher stellten eine stark reduzierte Pollenkonzentration fest – Anzeichen eines dramatischen Wechsels zu einem kühleren und trockeneren Klima. Ein weiteres Indiz: In der Mezmaiskaya-Höhle enden alle Neandertalerspuren mit der Ascheschicht.

Forscher fürchten jederzeit einen erneuten Ausbruch des Supervulkans in Italien

Auch heute wird ein Ausbruch der phlegräischen Felder befürchtet. Der Neapolitaner Vulkanologe Giuseppe Mastrolorenzo warnte erst im März vor einem möglicherweise bevorstehenden riesigen Ausbruch. Forscher des University College London und des Nationalen Forschungsinstituts für Geophysik und Vulkanologie in Italien (INGV) kamen voriges Jahr in einer Studie zum Schluss: Die Phlegräischen Felder wurden schwächer und anfälliger für Risse, wodurch ein Ausbruch wahrscheinlicher wird.

Der Supervulkan war vor etwa 29.000 und nochmals vor 15.000 Jahren verheerend ausgebrochen. Seitdem ereigneten sich Dutzende kleinere Eruptionen imn der Caldera, zuletzt entstand 1538 der Monte Nuovo nahe Pozzuoli.

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