Schwarmbeben an Italiens Supervulkan – Forscher: „Ich würde evakuieren“

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Eines der längsten Schwarmbeben hat den Bewohnern des Supervulkans eine schlaflose Nacht beschert. Ein Wissenschaftler rät zur Evakuierung.

Pozzuoli – Über 160 Beben in 24 Stunden: So eine Nacht haben die rund 500.000 Bewohner der Roten Zone des Supervulkans der Phlegräischen Felder im Süden Italiens wohl seit 40 Jahren nicht mehr erlebt. Die Bebenserie begann am Montag (7. Mai) um 16.21 Uhr mit einem Erdstoß der Magnitude 1,6. Es folgte bis in den frühen Dienstagnachmittag ein Trommelfeuer, der stärkste Schlag hatte um 1.46 Uhr die Magnitude 3,2. Bis zum Morgen kurz vor sieben Uhr folgten neun weitere Erdstöße mit einer Stärke über 1,5.

Dann wurden die Beben schwächer, bis sie um 14.54 Uhr verstummten, um ab 19.37 Uhr mit einem neuen Stoß der Stärke 2,7 wieder weiterzugehen. Fast alle Erdbeben ereigneten sich in geringer Tiefe am Monte Olibano, den jüngst Forscher als neue Gefahrenquelle identifiziert hatten.

Forscher bei Online-Seminar über Beben in Italien: „Ich glaube, dass Magma da ist“

Viele Menschen vor Ort sind mit ihren Nerven am Ende, wie zahllose Kommentare in den sozialen Netzwerken beweisen. Mitten in diese Situation platzt ein Video, in dem Wissenschaftler über die Ursachen der Beben streiten. Es handelt sich um die Aufzeichnung eines wissenschaftlichen Online-Seminars des Nationalen Geophysikalischen und Vulkanologischen Instituts INGV vom 11. März, das sich mit dem Phänomen der vulkanisch verursachten Bodenbewegungen in den Phlegräischen Feldern befasste und jetzt vom INGV online gestellt wurde.

Vor allem die Aussagen des Vulkanologen Roberto Scandone, ehemaliger Professor für Vulkanphysik an der Universität Roma Tre und Vertreter der staatlichen Kommission für Großrisiken, sorgten für Unruhe. Auf die Frage der INGV-Vulkanologin Lucia Pappalardo, ob es zu einem baldigen Ausbruch kommt, antwortete Scandone: „Ich glaube, dass bereits Magma da ist, das ist meine Meinung.“ Was das Erdbebengeschehen und die Hebung des Bodens betrifft, sagte er: „Ich glaube, dass das alles von dem Magma dominiert wird, das dort ist und versucht, sich zu verformen, und wenn sich die Brüche öffnen, wird es mehr oder weniger schnell nach oben kommen.“

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Auf einer Landkarte zeigt er auf einen Bereich mit dem intensivsten Rot, in dem Brüche auftreten könnten und das möglicherweise in geringer Tiefe enthaltene Magma aufsteigt. Das Gebiet entspricht dem Ort, an dem die jüngsten Erdbeben am stärksten zu spüren waren.

Der nächste Ausbruch von Italiens Supervulkan könnte zwei Jahre dauern und explosiv sein

Laut Scandone sei möglich, dass „die Hebungsgeschwindigkeit abnimmt, was zu einer Abnahme der Seismizität führt, und die Krise endet vorerst“. So war es nach den letzten Bebenkrisen in den 70er und 80er Jahren. Möglich sei auch eine langsame Entwicklung der Krise über Tage, Wochen oder Monate, die mit dem Austritt zähflüssiger Lava in einem Lavadom und schließlich mit möglicher explosiver Aktivität endet. „Bisher hat noch niemand diese Hypothese aufgestellt“, erklärte Scandone. 

Der dunkelrote Bereich ist laut Prof. Scandone besonders gefährdet. © INGV

Dabei verwies er auf die Lavadome, die während der längeren Aktivitätsphase zwischen 4800 und 3800 Jahren vor heute entstanden: die „Akademiekathedrale“, den Monte Olibano und den Monte Spina – alle drei in Nachbarschaft des berühmten Solfatarakraters. „Die Emission einer Kuppel erfolgt wahrscheinlich bei recht langsamen Fließzeiten“, so Scandone weiter. Und er nannte Beispiele anderer Vulkankrater der Phlegräischen Felder, bei denen solche Ausbrüche zwei Jahre andauerten. „Dies hindert die Situation nicht daran, dass sie sich innerhalb von Stunden oder Tagen zu einem explosiven Ausbruch entwickelt.“

Ein über 24 Stunden andauerndes Schwarmbeben hält die Anwohner des Supervulkans der phlegräischen Felder in Atem.
Schwefeldampfwolken steigen hinter den Wohnhäusern von Pozzuoli auf. © IMAGO/napolipress

Auf der Ostseite der Caldera des Supervulkans kam es damals zu Ausbrüchen mit dem Vulkanexplosivitätsindex vier bis fünf. Das liegt zwischen dem vergleichsweise harmlosen Ausbruch des Eyjafjallajökull 2010 in Island oder der verheerenden Eruption des Vesuvs 79 nach Christus. Scandone: „Wenn wir uns in einer Situation wie der beschriebenen befinden, kann der Aufstieg des Magmas mit sehr kurzen seismischen Vorläufern innerhalb weniger Stunden sehr schnell erfolgen und einer explosiven Eruption vorausgehen.“

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Experte rät: „Wenn ich Ressourcen hätte, würde ich die Phlegräischen Felder evakuieren“

Der Experte weiter: „Wir sind Zeugen eines Prozesses, der seit mindestens 60 bis 70 Jahren andauert“, erklärt Scandone. „An welchem ​​Punkt er ist, weiß ich wirklich nicht“. Die Überwachung des Caldera der Phlegräischen Felder sei zwar wesentlich besser als vor 40, 50 Jahren. Aber: „Der Vulkan verhält sich nicht immer so linear, wie wir es gerne hätten.“ Sein Schluss: „Wenn ich unbegrenzte Ressourcen hätte, würde ich die Phlegräischen Felder evakuieren.“

Giovanni Chiodini, Forschungsleiter am INGV, sagte zu Scandrones Thesen: „Ich habe diesbezüglich keine Gewissheit.“ Die INGV-Forscherin Monica Piochi meinte während des Seminars wiederum: „Ich stimme der Tatsache zu, dass es in vier Kilometer Tiefe Magma geben kann und dass dieser Aufstieg je nach den Eigenschaften des Magmas moduliert wird.“

Für INGV-Forschungsleiter Giuseppe Mastrolorenzo führt das Geschehen im Supervulkan nicht zwingend auf das Vorhandensein von Magma in geringer Tiefe zurück, sondern auf Schwankungen im Wärmefluss oder in Flüssigkeiten, die aus der großen Magmakammer stammen, die sich wahrscheinlich in etwa acht Kilometern Tiefe befinde. Dabei geht es um Gas und Wasser, das von Magma in großer Tiefe angeheizt wird.

Der Supervulkan blieb 3300 Jahre still – bis ins Jahr 1538

Dieses Modell wurde in den letzten Jahrzehnten von den meisten Forschern bestätigt. Tatsächlich hoben und senkten sich die Phlegräischen Felder in den vergangenen 3800 Jahren ohne Ausbruch – mit Ausnahme dem des Monte Nuovo 1539 bei Pozzuoli, der relativ harmlos war.

Die Dampfwolken erhöhen die Sorgen vor einem Ausbruch des Supervulkans.
Die Dampfwolken des Solfatara-Vulkans sind derzeit sehr hoch. © Lisa Mazzella Di Bosco/Facebook

Laut Mastrolorenzo sei dies jedoch „keine These, die uns vor Eruptionen schützt“. Denn: „Die Realität ist, dass beim Aufstieg des ausbrechenden Magmas die Aufstiegsgeschwindigkeit zur Oberfläche im Allgemeinen sehr schnell ist.“ Bei allen explosiven Ausbrüchen der Phlegräischen Felder in der Vergangenheit sei das Magma in sehr kurzen Zeiten, die zwischen mehreren zehn Minuten und mehreren Stunden lagen, aus der etwa acht Kilometer entfernten Magmakammer aufgestiegen. Mastrolorenzo hatte erst kürzlich vor einem Bau eines Stadions in den Phlegräischen Feldern gewarnt und die Evakuierungspläne als unzureichend kritisiert.

Giuseppe De Natale, erster INGV-Forschungsmanager, sagte: „Ich glaube, dass es keine Beweise für das Vorhandensein von Magma in den Phlegräischen Feldern gibt.“ Allerdings musste er zugeben, dass es zu einem Ausbruch kommen könne, wenn auf einer oberflächlicheren Ebene kein Magma vorhanden wäre.

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