Stachel in Putins Fleisch: Krim-Partisanen finden Russlands Raketen-Depot

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Immer wieder Ziel ukrainischer Angriffe: Die Krim-Brücke Russlands in der Straße von Kertsch. Ohne die Aufklärung der Atesh-Partisanen hätte die Ukraine keine Chance, Russland die Hölle heiß zu machen. (Archivbild) © IMAGO/Vladimir Mordunov

Sie sind das Messer im Rücken der russischen Truppen auf der Krim: die Atesh-Partisanen. Jetzt wollen sie ein Raketen-Depot ausgekundschaftet haben.

Sewastopol – Ganz simpel liest sich die Zahlenkolonne: 44.6876475, 33.5817732. Ein roter Marker leuchtet aus dem dazugehörigen Bild heraus – als läge dort ein ganz normales Ziel; ein Ziel, wie das jeder kennt – das neue Restaurant um die Ecke beispielsweise.

Die Koordinaten dieses Markers allerdings bezeichnen gleichermaßen Leben und Tod: Sie markieren vermutlich ein Raketen-Depot von Russlands Truppen auf der umkämpften Krim-Halbinsel. Damit haben die Atesh-Partisanen ein vermeintlich lohnendes Ziel für die ukrainischen Verteidiger ausgemacht und veröffentlicht. Die Krim kann zum entscheidenden Schlachtfeld im Ukraine-Krieg werden, und Atesh ist der Stachel, der Wladimir Putin tief im Fleisch sitzt.

Die Atesh-Bewegung berichtete auf ihrem Telegram-Kanal, ihre Agenten hätten ein Raketen-Depot in der Nähe des Militärflugplatzes Belbek auf der Krim infiltriert und ausgekundschaftet; darüber schreibt aktuell DefenceExpress. „Wie wir wissen, werden hier R-73-, R-27- und R-37-Raketen neben anderen Waffen gelagert. Sie werden zum Angriff auf friedliche ukrainische Städte eingesetzt“, schreibt Atesh in ihrer Erklärung. Die Bewegung, die sich nach dem krimtatarischen Wort für „Feuer“ benennt, hat offenbar die russische Armee unterwandert und observiert Ziele hinter deren Linien; sie soll für den ukrainischen Sieg die entscheidenden Informationen liefern, wie der Thinktank Zentrum für europäische Politikanalyse schreibt.

Enorme Verluste auf hoher See: Schwarzmeer-Flotte im Fadenkreuz der Partisanen

Ein Raketenangriff mit einem Marschflugkörper wie Storm Shadow oder dem Mehrfachraketenwerfer Himars sei eine sehr kostspielige Sache, sagte ein Atesh-Sprecher der britischen BBC, wie t-online berichtet. „Wir können nicht wie die Russen wahllos mit Munition um uns werfen. Wir müssen die Informationen, die wir erhalten, verifizieren.“ An dieser Stelle können Partisanen kriegsentscheidend eingreifen.

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Die verpuffte Land-Gegenoffensive der Ukraine machen die Verteidiger auf See wieder wett; zumindest zum Teil, wie Zeit Online urteilte. Ein Kriegsschauplatz werde häufig vergessen und unterschätzt: das Schwarze Meer – und die schleichende Vernichtung von Russlands Schwarzmeer-Flotte. Ein Drittel davon habe man zerstört oder beschädigt, teilte das Militär der Ukraine mit. 24 russische Kriegsschiffe und ein U-Boot seien außer Gefecht gesetzt worden. Unabhängige Beobachter lieferten mit 20 Schiffen und einem U-Boot eine nur geringfügig niedrigere Zahl. Die Krimtataren hätten auf jeden Fall einen großen Anteil daran gehabt.

Sie bestechen Mitglieder der russischen Streitkräfte der Schwarzmeerflotte mit Geld, um an Informationen über Treffen, über Auslaufzeitpunkt von Schiffen und ähnlichem zu kommen.

Der Sturmlauf der Krimtataren gegen die russischen Besatzer hat auch historische Hintergründe. Im 18. Jahrhundert war die Halbinsel noch in krimtatarisch-osmanischer Hand. Heute machen Krimtataren nur noch etwa 13 Prozent der dortigen Bevölkerung aus, wie das ZDF schreibt. Nach der Annexion der Krim 2014 durch Russland verließen besonders viele von ihnen die Halbinsel in Richtung ukrainisches Festland; auch das Verhältnis zu den Ukrainern soll angespannt sein, der gemeinsame Feind aber schweißt beide zusammen – und auf der Krim ziehen beide Parteien an einem Strang in der Überzeugung, verliere Putin die Krim, habe er den gesamten Krieg verloren.

Indem man der Krim den Landweg abschneide und mit Fernwaffen Versorgungspunkte angreife, könne man versuchen, Russland das Halten der Krim untragbar zu machen, sagte beispielsweise Militärexperte Gustav Gressel im ZDF. Auf der Krim habe der Konflikt in 2014 begonnen, dort könne er irgendwann auch enden. Die im Sommer 2022 gegründete Atesh-Bewegung spielte wohl eine entscheidende Rolle für die ukrainischen Erfolge auf der Krim. Die erzwungene Rekrutierung von Menschen aus der Krim in die Moskauer Streitkräfte bot der entstehenden Widerstandsbewegung eine große Chance, die russische Armee von innen auszuhöhlen, schreibt Elina Beketowa vom Zentrum für europäische Politikanalyse.

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Die neue alte Qualität des Krieges: Tarnen und Täuschen als A und O einer modernen Armee

Die Partisanen sind dabei Teil einer Kriegführung, wie sie seit dem Zweiten Weltkrieg beziehungsweise spätestens seit Ende des Kalten Krieges Geschichte zu sein schien: Tarnen und Täuschen seien wieder zu den Generaltugenden einer modernen Armee zu zählen, erklärte beispielsweise Oberstleutnant Martin Winkler, Leiter des Sachgebietes „Auswertung“ im Kommando Heer, im Bundeswehr-Podcast Nachgefragt. Bei den Einsätzen in Afghanistan oder Mali waren Armeen im Gegenteil darum bemüht, wie Winkler sagte, „offen Präsenz zu zeigen und zu stabilisieren“. Das könnte in kommenden militärischen Konflikten überholt sein, das Gefechtsfeld wird gläsern werden und falsche Spuren um so wichtiger.

Täuschung ist deshalb schon im Ukraine-Krieg zu einem wesentlichen Erfolgsfaktor gewachsen – die Partisanen auf der Krim sollen wesentlichen Anteil daran gehabt haben, vermeintliche Depots als Irreführung enttarnt zu haben. Der deutsche Nachrichtenmann Winkler erkennt darin das Bemühen der Russen, die Ukrainer zu Angriffen zu provozieren, um entweder deren Ressourcen an weit tragenden Waffen zu erschöpfen oder an der Aktivität der feindlichen Stellungen deren Lage auszumachen.

Das Humanitäre Völkerrecht soll die Zivilbevölkerung schützen

Werden in Konflikten reguläre Soldaten von Zivilistinnen und Zivilisten angegriffen werden, gehen die Soldaten brutaler gegen die Zivilbevölkerung vor. Das haben beispielsweise die Kriege in Vietnam, Irak und Afghanistan gezeigt. Irgendwann wird in der Vorstellung der Soldaten jeder, der sich verdächtig verhält, zu einer Gefahr. So wurde im Irak ein Kameramann von amerikanischen Soldaten getötet, weil sie dessen Aufnahmegerät für einen Raketenwerfer hielten, und mit Kampfdrohnen Männer beschossen, die nachts am Straßenrand gruben, weil sie fälschlicherweise für Terroristen gehalten wurden, die Sprengfallen versteckten. Solche Fälle will das Humanitäre Völkerrecht verhindern. Es wurde als verbindliche Regel zwischen den Staaten geschaffen, um Unbeteiligte zu schützen. Grundsätzlich sollen alle Soldaten klar erkennbar sein, damit sie von der Zivilbevölkerung, die vor Grausamkeiten geschützt werden soll, zu unterscheiden sind. Wer gezielt Zivilpersonen beschießt, begeht daher ein Kriegsverbrechen. Solche Vergehen werden nach internationalem Recht geahndet.

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Quelle: Zeit Online

Atesh will allerdings mehr erreichen als reine Informationsgewinnung, wie t-online berichtet: Den Partisanen sei nicht nur an Beobachtung gelegen, sondern auch an aktiver Sabotage, wie ein Atesh-Mitkämpfer namens „Ostap“ dem Portal erklärte. „Wenn jemand Klempner ist, weiß er genau, wie man Rohre verschraubt, um dem Feind Schaden zuzufügen. Er kann ein Elektriker sein, der weiß, wo und wie man die Leitungen oder eine bestimmte Sicherung verdreht, um einen Kurzschluss zu verursachen und die Besatzungsverwaltung ohne Licht zurückzulassen.“

Ziel der Widerstandsbewegung sei grundsätzlich, psychologischen Druck auf die Besatzer auszuüben und ihnen den Aufenthalt auf dem fremdem Territorium der Krim so unangenehm wie möglich zu gestalten. Dabei kann es auch zu fast schon komischen Aktionen kommen, wie ,Ostap‘ berichtete. Im Februar spielten Bewohner über Bluetooth-Lautsprecher die ukrainische Nationalhymne an Bushaltestellen ab, an denen häufig russische Truppen vorbeikommen. Aktuell rufen sie via Telegram auch dazu auf, die gerade laufende Wahl des russischen Präsidenten zu boykottieren.

Die Bewegung strebe eine Expansion an und wolle so viele Agenten wie möglich rekrutieren, die nicht nur die besetzten ukrainischen Gebiete, sondern auch die Russische Föderation abdecken, schreibt die Journalistin Beketowa über Atesh. Deren angestammte Agenten helfen bei der Logistik.

Wenn Waffen oder Sprengstoffe benötigt werden, stellt sie Atesh zur Verfügung. Neue Agenten bekommen zunächst einfache Aufgaben, nach jeder gelungenen Aktion steigt der Schwierigkeitsgrad. Mit zunehmendem Selbstvertrauen werden den Neuen dann komplexere Operationen zugewiesen. Ateschs Ziel sei klar: „Jeder will natürlich so weit wie möglich zur Befreiung des Landes, der besetzten Gebiete, beitragen“, sagt der krimtatarisch-ukrainische Politiker Mustafa Dschemiljew dem ZDF. „Und jetzt konzentrieren sie sich, soweit ich weiß, hauptsächlich darauf, den Besatzern so viel Schaden wie möglich zuzufügen, etwas in die Luft zu jagen, etwas zerstören.“

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