Der Supervulkan der phlegräischen Felder bebt weiter – Ortschaften üben für den Notfall. Eine neue Doku zeigt, was ein mittelgroßer Ausbruch auslösen würde.
Pozzuoli/Neapel – Der Supervulkan der phlegräischen Felder im Süden Italiens hört nicht mehr auf, zu beben. Stand Montagmorgen waren wieder über 30 Erdstöße innerhalb von 24 Stunden gemessen worden. Zwei Erschütterungen hatten die spürbare Stärke von 1,6, doch auch schwächere Beben wurden von Dutzenden Menschen als gefühlt gemeldet.
Katastrophenschutzübung am Supervulkan – Hunderte Schüler ins Freie gebracht
Am Montag wurden im Rahmen einer Katastrophenschutzübung auch vier Schulen mit mehreren hundert Schülern in Pozzuoli und dem Neapolitaner Stadtteil Bagnoli vorübergehend evakuiert. Es geht laut ansa.it darum, die Kommandoebenen der kommunalen und regionalen Strukturen zu testen, die im Falle einer Verschlimmerung der Lage eingeschaltet würden.
Zuletzt hatte eine Videodokumentation des Schweizer Fernsehens ganz Italien erschüttert. Die Doku simulierte, wie ein Maximal-Ausbruch der phlegräischen Felder Neapel verwüsten würde. Der Film nahm die bislang größte Eruption des Supervulkans vor knapp 40.000 Jahren zum Vorbild. Das direkt in der Caldera des Supervulkans liegende Hafenstädtchen Pozzuoli und seine Nachbarorte würden in diesem Fall regelrecht in die Luft fliegen.
Doch das Nationale Geophysikalische und Vulkanologische Institut (INGV) stellte klar, dass es keinerlei Anzeichen für so einen riesigen Ausbruch gebe, wie er sich zuletzt vor 15.000 Jahren ereignet hat. Derzeit fürchtet das INGV eher stärkere Erdbeben als sie es zuletzt gab.
Neues Video zeigt: Auch ein mittelgroßer Ausbruch würde die ganze Region mit einer Glutwolke verbrennen
Der Wissenschaftskanals Geopop.it hat nun ebenfalls eine Doku über den Supervulkan veröffentlicht, in der auch ein Vulkanausbruch in den phlegräischen Feldern simuliert wird, wenn auch eine Nummer kleiner. Das Team des Kanals, der von dem Geologen Andrea Moccia geleitet wird, hat am Computer eine 3D-Animation des größten Ausbruchs im Supervulkan simuliert, der sich nach dem letzten Großausbruch vor rund 15.000 Jahren ereignet hat. Nach diesem Superausbruch hatte es rund 70 weitere kleinere Eruptionen gegeben. Die größte dieser kleineren Eruptionen war die des Monte Spina vor rund 4550 Jahren, die Geopop zum Vorbild nahm.
Doch auch der hatte es in sich, wie man in dem Video beobachten kann. Moccia moderiert es mit dem Chef des Ressorts Neapel des Nachrichtenkanals fanpage.it, Ciro Pellegrino. Man sieht, wie der Boden am bekannten Solfatra-Krater bei Pozzuoli wackelt und sehr intensiv dampft. Dann blitzt es im Krater, es folgt eine heftige Explosion und der Krater spuckt eine riesige schwarze Wolke aus. Und diese pyroklastische Wolke hat es in sich: Sie besteht aus giftigem Gas, kleineren Lavapartikeln und Asche und ist an die 500 Grad heiß.
Das Maradona-Stadion würde in 500 Grad heißer Asche verbrennen
Die Glutwolke steigt 20 bis 30 Kilometer in die Atmosphäre auf, sie rast am Boden mit einer Geschwindigkeit von mehreren Hundert km/h in alle Richtungen. Sie würde sofort Pozzuoli und auch die Nachbarorte verbrennen, aber auch auf den Westen Neapels zurasen. Hier steht unter anderem das Diego-Armando-Maradona-Stadion der Azzurri des SSC Neapel. Auch dieses Stadion mit seinen 55.000 Sitzplätzen würde diese Wolke verschlucken, macht die Doku klar.
Allerdings sind die Plätze leer. Denn die Macher des Videos gehen davon aus, dass vor so einem großen Ausbruch Zeit bliebe, die Region der roten Zone zu evakuieren. Vom letzten Ausbruch der Phlegräischen Felder im Jahr 1538 weiß man, dass es genügend Warnzeichen gab, die schon damals eine große Katastrophe verhinderten. 1538 hob sich der Boden an der Stelle, wo der Monte Nuovo ausbrach, um 19 Meter an, erklärt Moccia. Zum Vergleich führt er an: Seit 2016 hat sich in der aktuellen Phase der Boden in der Bucht von Pozzuoli seit 2016 um 80 Zentimeter gehoben. Seit den 50er Jahren sind es vier Meter.
Niemand weiß, wo der süditalienische Supervulkan das nächste Mal ausbricht
Außerdem hatte es damals zuvor viel heftigere Beben als heute gegeben – mit Magnituden von bis zu 8. Das größte Beben im vorigen Herbst hatte die Magnitude 4,2. Auch die Thermalquellen wurden damals viel aktiver als jetzt. Der Ausbruch des Monte Nuovo war im Vergleich zu dem, den Geopop simuliert, sehr klein – viel kleiner, als der des Monte Spina, der Vorbild für die Geopop-Simulation ist. Vor dessen Ausbruchsphase hatte sich der Golf von Pozzuoli sogar um 60 Meter angehoben.
Moccia und Pellegrino stellen klar, dass nur drei bis vier von 70 Eruptionen der phlegräischen Felder der vergangenen 15.000 Jahre solche Dimensionen hatten, wie der, den sie simulierten. Das staatliche INGV-Institut glaubt, der nächste Ausbruch wäre mit dem kleinen des Monte Nuovo zu vergleichen. Das Problem ist aber: Niemand weiß, wo der nächste Vulkan in den phlegräischen Feldern ausbricht.
Sie sind überall dicht besiedelt. Und auch im fernen Neapel würde die Aschewolke eine 30 Zentimeter dicke Schicht auf den Dächern hinterlassen, die viele Gebäude zum Einsturz bringen würde. In Pozzuoli laufen derzeit statische Untersuchungen der bestehenden Bauten. Ein Problem ist: Etwa 20 Prozent der Häuser sind, so Pellegrino, Schwarzbauten, die statisch oft bedenklich sind, in denen aber Menschen leben. In den Akten kann niemand nachsehen, ob sie einem Vulkanausbruch standhalten könnten.
Zuletzt hatte eine neue Studie für Aufsehen gesorgt, die einen neuen Gefahrenherd am Supervulkan identifiziert hatte. Andere Wissenschaftler warnen davor, dass eine Eruption im Meer einen riesigen Tsunami verursachen könnte. Wissenschaftler staunen auch über den Vulkan Mount Erebus in der Antarktis. Der südlichste aktive Vulkan der Erde stößt täglich Goldstaub in die Atmosphäre.
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