Alles musste schnell gehen, als Joe Biden vor einer Woche den Amtseid als 46. amerikanischer Präsident schwor. Nachdem Vorgänger Donald Trump das Oval Office Richtung Florida verlassen hatte, blieben den Mitarbeitern nur fünf Stunden Zeit für die letzten Feinheiten im Büro des neuen Oberbefehlshabers. Sie wechselten den Teppich aus, ebenso den Schreibtischstuhl, und anstelle von Trumps militärischen Fahnen dahinter blieben nur noch zwei zurück, die Nationalflagge und das Banner mit dem Siegel des Präsidenten. Dass Biden den roten Knopf beseitigen ließ, mit dem Trump seinen Diät-Cola-Nachschub sicherte, sorgte für allerlei Spott. Noch mehr Aufmerksamkeit erregte aber die Kunst im Oval Office. Traditionell leihen Museen wie das Smithsonian American Art Museum (SAAM) dem Präsidenten Skulpturen und Bilder aus. Die Lincoln-Büste, die kurzzeitig die Gemüter erregte, weil Mitarbeiter sie für Trump aus dem Weißen Haus zu tragen schienen, gelangte so vermutlich wieder in die Hände ihrer regulären Besitzer.
Biden ersetzte einige der Kunstwerke, die Trump im Zentrum der Macht ausgestellt hatte, andere bekamen einen besseren Platz. Das Porträt des siebten Präsidenten Andrew Jackson, der für die organisierte Vertreibung und den Tod ungezählter Ureinwohner verantwortlich war, musste weichen. An seine Stelle trat ein Abbild von Benjamin Franklin, einem der Gründerväter der Nation, das bereits im Oval Office gehangen hatte. Dass dort künftig die Porträts der Rivalen Thomas Jefferson und Alexander Hamilton nebeneinander gezeigt werden, galt der „Washington Post“ als Zeichen für den Willen zum Kompromiss.
Signal für eine neue Zeit im Weißen Haus
Auch eine Büste des ermordeten Bürgerrechtlers Martin Luther King, die bereits im Weißen Haus war, bekommt in Bidens Büro einen prominenteren Platz. Aus der Nationalen Porträtgalerie des Smithsonian stammen Büsten der schwarzen Freiheitskämpferin Rosa Parks und des ermordeten Justizministers Robert F. Kennedy. Ein Porträt von Franklin D. Roosevelt, dem Schöpfer des New Deal, hängt ebenfalls in Bidens Büro. Eine Skulptur von Allan Houser zeigt einen Chiricahua-Apachen auf einem Pferd. Biden ließ auch ein Abbild von César Chávez aufstellen, der seit den fünfziger Jahren für die Rechte von Landarbeitern im Südwesten gekämpft hatte. Der neue Präsident hatte versprochen, den elf Millionen Einwanderern, die sich ohne Papiere im Land aufhalten, Möglichkeiten der Legalisierung anzubieten.
Das impressionistische Gemälde „Avenue in the Rain“ von Childe Hassam aus dem Jahr 1917 hing bereits unter den Präsidenten Bill Clinton und Barack Obama im Oval Office – auch Trump ließ es eine Zeitlang an seinem Platz. Es zeigt vom Regen gebeutelte US-Flaggen an der New Yorker 5th Avenue – die Assoziation mit stürmischen Zeiten, denen die Nation zu trotzen habe, passt wohl immer.
Die Kunst im Oval Office solle signalisieren, dass nun neue Zeiten im Weißen Haus anbrechen, kommentierten viele Journalisten. Biden wolle zeigen, dass er sich zum Erbe der Bürgerrechtsbewegung, zum Kampf gegen Rassismus und zu Amerika als Einwanderungsland bekenne. Doch die Bemühungen, die Kunstsammlung des Weißen Hauses repräsentativer für das Land zu machen, gibt es schon länger. Die „White House Historical Association“, die Historische Kommission des Weißen Hauses, veranstaltete im Dezember ein virtuelles Symposion über die Neuerwerbungen der letzten Jahre.
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